- Servus Robert! Blicken wir kurz zurück: Ist die letzte Frühjahrssaison zu deiner Zufriedenheit verlaufen?
Die Voraussetzungen für die Rückrunde waren nicht einfach, weil gefühlt die halbe Liga gegen den Abstieg spielte, aber wir haben die richtigen Schlüsse aus der Hinrunde gezogen. Ich war mit der Vorbereitung sehr zufrieden, weil wir der Mannschaft gute taktische Impulse mitgeben konnten und die Trainingsintensität sehr hoch war. In weiterer Folge sind wir sehr gut in die Rückrunde hineingestartet, was uns natürlich das nötige Selbstvertrauen gegeben hat. In der Endabrechnung haben wir nur gegen Donaufeld als späteren Meister und gegen die Young Violets als Tabellenzweiten verloren, was für unsere große Konstanz spricht. Insofern haben wir uns Platz 5 und die Cupteilnahme auch verdient. Deshalb sind wir auch sehr stolz darauf, was die Mannschaft in den letzten 6 Monaten geleistet hat.
- Wer deine Ansprache beim ersten Training gehört hat, wird gemerkt haben: Diese Saison ist keine wie jede andere! – Welches Ziel/welche Ziele hast du mit David Krapf-Günther für die neue Meisterschaft definiert?
Da muss ich etwas ergänzen bzw. relativieren: Natürlich ist diese Saison etwas ganz Besonderes, weil wir in einigen Monaten die Möglichkeit haben, in einem nagelneuen Stadion, einem wahren Schmuckkästchen, zu spielen. Vom Inhalt her sind meine Ansprüche aber immer gleich. Als ich im Sommer 2019 erstmals als Sport-Club Trainer zur Mannschaft sprach, war für mich klar: Als Trainer, als Spieler oder als Funktionär beim Wiener Sport-Club kann es nur in eine Richtung gehen, nämlich bestmöglich zu performen – das ist auch in dieser Saison unser klares Ziel. Wir haben auch die Qualität im Kader, um ganz vorne mitzuspielen, das haben wir den Jungs verdeutlicht. Ob am Ende dann Platz 1 oder 5 herauskommt, liegt an uns. Daher wird es wichtig sein, ähnlich hart zu arbeiten wie in den vorigen Jahren, denn die Voraussetzungen haben sich nicht geändert; es kann beim Sport-Club nur eine Denkweise geben: Bei jedem Training und jedem Spiel das Bestmögliche abzurufen.
- Die Vorbereitungszeit wurde sehr rasch, schneller als bei anderen Vereinen begonnen. Warum?
Aufgrund der Tatsache, dass wir den einen oder anderen Schüler, Studenten oder Familienvater im Kader haben, haben wir die Vorbereitungszeit ein bisschen anders gesteuert, auf 2 Slots aufgeteilt und die erste Juliwoche zwischendurch freigegeben. Deswegen haben wir etwas früher, nämlich am 19. Juni, mit der Vorbereitung begonnen. Wir sind mit den beiden Slots sehr zufrieden, vor allem vom konditionellen Aspekt, denn wir brauchen für unsere Spielweise die nötige Intensität. Außerdem wird es eine sehr lange Saison, und wir wollen auch Mitte November noch auf einem körperlichen Topniveau sein, ohne natürlich dabei unsere fußballerischen Prinzipien zu vernachlässigen. Im Nachhinein betrachtet, hat die etwas andere Vorbereitung gut funktioniert, und ich bin auch mit der Herangehensweise sehr, sehr zufrieden.
- Wie hast du das Training gesteuert?
Im 1. Slot haben wir vermehrt dem Grundlagenausdauerbereich Bedeutung geschenkt, im 2. Slot dann Schritt für Schritt die Basis im Schnelligkeits- und Intervallbereich gelegt. Vom Aufbau her war das ähnlich der Wintervorbereitung, nur in verkürzter Form. Auf Testspiele haben wir kaum Wert gelegt, sondern die Intensität so lange wie möglich hochgehalten. Ich denke, dass uns dies gut gelungen ist und die Jungs davon profitieren werden. Für die Spieler ist das nicht immer ein angenehmer Prozess; das merkten wir dann auch bei den Testspielen, wo aufgrund der Müdigkeit oftmals die nötige Konsequenz gefehlt hat, und das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Als Trainer habe ich, auch aufgrund meiner Erfahrungswerte, ein gutes Gespür, weil ich davon überzeugt bin, dass die Jungs auch in den nächsten Monaten topfit sein werden.
- Nach welchen Gesichtspunkten wurden die Ab- und Zugänge getätigt?
Wir haben im Laufe der Rückrunde eine spielerische Struktur, aber auch eine richtig gute Mentalität gemeinsam mit der Mannschaft entwickelt, worauf wir weiter aufbauen wollen. Dementsprechend haben wir nicht die Notwendigkeit gesehen, den Kader in vielen Positionen zu verändern, sondern eher nur punktuell zu verstärken. Hier haben wir gemeinsam einen tollen Job gemacht. Natürlich galt es auch die finanziellen Rahmenbedingungen abzuchecken, denn die finanziellen Voraussetzungen sind heute nicht viel anders als im letzten Sommer, als die Mannschaft nach Ende der Hinrunde auf dem 10. Platz stand. Dementsprechend haben wir bei den Neuzugängen auf diese Parameter geachtet, und uns qualitativ und zielgerichtet verstärkt.
- Zuletzt waren Gusic, Prögelhof und Buzuk lange verletzt; wie geht es ihnen derzeit?
Bei allen dreien sieht es schon sehr gut aus: Luka ist noch nicht bei 100%, hat aber in der Vorbereitung so gut er konnte mitgemacht und wird von Spiel zu Spiel zu alter Stärke finden. Bei Philip sieht es auch schon gut aus, er ist seit dieser Woche voll im Mannschaftstraining integriert. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, wann er wieder bei einem Spiel auf dem Platz stehen wird. Auch Florian ist schon sehr weit, weiter als wir gedacht haben, trainiert zum Großteil schon wieder normal mit und befindet sich auf einem guten Weg.
- In Hinblick auf Cup und Meisterschaft: Hat es neben kleineren Blessuren auch gröbere Verletzungen gegeben?
Kleine Blessuren hat es nicht gegeben, denn darauf haben wir bei der Steuerung geachtet. Leider gab es zwei schwere Verletzungen; einerseits Daniel Kalajdzic, der nach nur wenigen Minuten im ersten Testspiel mit dem Tormann von Horn zusammengeprallt ist und sich einen Brustbeinbruch zugezogen hat. Ich hoffe, dass er in den nächsten ein, zwei Wochen wieder mit der Mannschaft trainieren wird. Patrick Puchegger hat sich bei einem Zweikampf beim letzten Testspiel gegen den FAC das Kreuzband gerissen. Extrem bitter für Patrick, der nach den ersten Testspielen auf einem guten Weg war. Mit ihm können wir in der Hinrunde definitiv nicht mehr rechnen; ich hoffe, dass er spätestens mit Vorbereitungsstart im Jänner wieder ins Training einsteigen kann.
- Du hast im Frühjahr verstärkt junge Spieler eingesetzt; aus der (Verletzungs)not anderer heraus oder als bewusstes Konzept?
Grundsätzlich steht für uns im Trainerteam immer der Leistungsgedanke im Vordergrund, unabhängig davon, ob der Spieler 38 oder 28 oder 18 Jahre alt ist. Wenn ich sehe, wie sich junge Spieler wie Emirhan Tütünci (19) auf der linken Verteidigerposition, ein Marcel Röhricht (18) und Marcel Griebus (16) auf der Stürmerposition oder Lukas Zagan (17) als Innenverteidiger in der letzten Saison weiterentwickelt haben, macht mir dies große Freude. Wir haben richtig gute Talente im Kader und werden auch künftig im Trainerteam versuchen, die jungen Spieler bestmöglich zu entwickeln und in die Startelf zu integrieren.
- Wenn man einen Blick auf den Spielplan wirft: Sind Heim- und Auswärtsbegegnungen nach euren Wünschen angesetzt worden?
Wirft man einen Blick auf die Statistik der letzten Saison, ist es sicherlich kein Nachteil, wenn wir im Herbst nur wenige Spiele im TRZ spielen. Wir sind in der Auswärtstabelle Erster, in der Heimtabelle auf Rang 10. Nichtsdestotrotz ist jede Saison anders. Dass wir im Frühjahr viele Heimspiele im neuen Stadion haben, ist sicher kein Nachteil – mit dem neuen Stadion als Background, mit der Energie der Fans – dementsprechend freuen wir uns drauf und sind natürlich froh, dass die Auslosung in dieser Form funktioniert hat.
- Wenn man die Transferzeit betrachtet: Mit welchen Rivalen ist vorrangig zu rechnen?
Ganz ehrlich, ich habe mich mit den Transfers der anderen Vereine kaum auseinandergesetzt. Letztendlich müssen wir nur auf uns schauen und können nur unsere Leistung beeinflussen. Die Liga wird aber ausgeglichener und herausfordernder sein als letztes Jahr und hat sicher deutlich an Qualität dazugewonnen. Es werden wieder sicher die üblichen Verdächtigen sein, die um die ersten 5 – 7 Plätze mitspielen werden. Wer dann am Ende vorne sein wird und wer aufsteigen möchte, wird die Zukunft zeigen.
- Der Sport-Club will wieder „hinauf“: Welche Weichenstellungen – außer den sportlichen Erfolgen – sind noch notwendig?
Es ist für einen Außenstehenden immer leicht gesagt, dass der Sport-Club aufsteigen muss. Natürlich ist der Sport-Club ein Traditionsverein, und viele Fans wünschen sich, dass wir in die 2. Liga aufsteigen. Auch viele Zweitligavereine wünschen sich, dass der Sport-Club hoch kommt. Es kommen aber viele Parameter dazu: Aufsteigen ist nicht gleich Aufsteigen. Der erste Schritt ist durch den Stadionbau gesetzt worden. Ich spreche da noch gar nicht von der Infrastruktur allgemein. Da haben wir im TRZ viele offene Themen, wo wir noch Verbesserungsbedarf haben, vor allem wenn es um das Thema Profifußball geht. Natürlich müssen wir es in erster Linie sportlich schaffen, aber es gibt so viele Punkte bei uns im Verein, wo wir noch lange nicht so weit sind, um sagen zu können, dass wir zweitligatauglich sind. Wir müssen in allen Bereichen professioneller werden, auch zulegen, was die „Manpower“ betrifft, um den nächsten Schritt zu setzen – da haben wir alle noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns. Jetzt liegt es aber einmal in erster Linie bei mir, am Trainerteam, an der Mannschaft, an den Spielern, dass wir sportlich das Bestmögliche herausholen; dann ist der Klub an der Reihe, die nötigen Rahmenbedingungen für den Profifußball zu schaffen.
Viel Erfolg in der neuen Saison und danke für die Informationen!