Hallo Patrick. Wir haben dich interviewt, als du zum Sport-Club gekommen bist. Es sah so aus, als würdest du länger bleiben (Zitat: „Mein aktueller Karriereplan heißt ganz klar Wiener Sport-Club. Der Verein ist wie eine Familie.“). Was hat dich nach einem halben Jahr veranlasst, den Karriereplan zu ändern und die „Familie“ zu verlassen?
Hallo an alle LeserInnen! Um dieses Bild der Familie weiterzuzeichnen – es war damals ein „Ausziehen von Zuhause, um in der großen, weiten Welt Erfahrungen zu sammeln“. Die Austria stand und steht für den Fußball, den ich als Trainer gerne spielen lassen will. Im Nachhinein betrachtet war es der richtige Schritt, da ich mich als Trainer, aber auch als Mensch weiterentwickeln konnte und mich somit jetzt noch viel aktiver im Trainingsalltag beim Sport-Club einbringen kann. Die Verbindung zum Wiener-Sportclub war aber immer da.
Du bist bei der Austria als Nachwuchstrainer eingesetzt worden. Welche Mannschaft hast du betreut und mit welchem Ziel/Erfolg? Gab es eine Vorgabe vom Koordinator?
Ich durfte bei der Austria in der Akademie eine Saison als Performance-Analyst mit der U16 unter der Leitung von Mark McCormick (aktuell Co-Trainer der ersten Mannschaft) & Stefan Kenesei (aktuell KM-Trainer FC Stadlau) verbringen. Aus diesem Kader sind einige Jungs jetzt schon bei den Young Violets, auf die wir in der Vorbereitung getroffen sind. Das ist schon ein gutes Gefühl, die Burschen am Weg zum Profi zu beobachten. Außerdem war ich beim Jahrgang 2008, wo aktuell nahezu alle Jungs den Sprung in die Akademie geschafft haben, und beim Jahrgang 2011 als Trainer tätig. Beim 2011er Jahrgang konnten wir international das eine oder andere Mal mit Siegen, u.a. gegen Dortmund, Schalke 04 oder RB Leipzig, für Ausrufezeichen sorgen. Bei der Austria gibt es eine ganz klare Philosophie, wie der Verein und der Nachwuchs auftreten sollen, und an dieser arbeitet man tagtäglich auf dem Platz.
Austria ist ein Profiklub, war in der letzten Saison Dritter und hat auch heuer große Ambitionen. Welche Rolle spielt dabei die Nachwuchsarbeit?
Dazu braucht man nur einen Blick auf die Kader- und Betreuerliste der KM machen. Es spricht für sich, dass die Austria die beste Saison seit Jahren mit Jungs & Betreuern aus dem „eigenen Stall“ geschafft hat. Sie verstehen einfach, wofür dieser Klub steht und wie man als Austrianer aufzutreten hat. Außerdem stehen bei den Young Violets und in der Akademie schon wieder die nächsten Rohdiamanten bereit. Ich hoffe, die Austria verfolgt diesen Weg auch in den nächsten Jahren.
Was hat dich veranlasst, Favoriten den Rücken zu kehren und erneut in Dornbach zu arbeiten?
Ganz klar die Gespräche mit Robert Weinstabl und der sportlichen Führung im KM- und Nachwuchsbereich. Ich habe den Wiener Sport-Club natürlich auch während meiner Zeit bei der Austria ganz genau verfolgt und war öfters im Stadion. Das 3:0 gegen die Vienna im Ligacup habe ich mit Freude gesehen. Der Kontakt ist also nie abgerissen, und es fühlte sich einfach richtig an, wieder nach Hernals zu kommen.
Bist du erneut sowohl im Nachwuchs wie als Co-Trainer der KM tätig? Was hat sich im Vergleich zu deinen früheren Aufgaben geändert?
Ganz genau – ich darf auch diesmal wieder zu meiner Co-Trainer Tätigkeit die kommende U16 als Cheftrainer betreuen. In Abstimmung mit Marco Kepler – mit dem die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert und der ein positiv Fußballverrückter ist – planen wir einige der Trainingsinhalte. Außerdem läuft die Videoanalyse wieder übers Trainerteam.
Wie hat dich die Mannschaft empfangen?
Bisher sehr gut. Es sind ja noch so viele Jungs aus meiner Zeit da, was meiner Meinung nach für den Verein spricht. Wir haben viele gute Charaktere, wie zum Beispiel die Kapitäne Philipp Dimov & Jürgen Csandl, die einem jungen Trainer das Leben leicht machen. Man merkt, dass die Jungs den nächsten Schritt gehen wollen und jeder hart an sich arbeitet, um in der nächsten Saison noch besser dazustehen.
Arbeitest du – so wie vorher – v.a. mit den Offensivkräften? Hirschhofer ist weg, auch sein Nachfolger Kriwak: Wie hat sich die Spielanlage im Zentrum geändert?
Die Arbeit mit den Offensivkräften ist u.a. (m)ein Aufgabengebiet. Hier haben wir noch Potenzial, zum Beispiel in der Boxbesetzung, um noch öfters die FHT zum Beben zu bringen. Die Spielanlage im Zentrum hat sich nach den Abgängen der beiden natürlich ein wenig verändert. Wir haben aber dafür mehr Spieler mit unterschiedlichen Profilen, die diese Rolle sehr gut ausfüllen können. Dies trifft auch auf die Flügel-Positionen zu, wo wir mehr Möglichkeiten haben. Außerdem wurde mit Miroslav Milosevic ein echter 10er geholt. Dessen Qualität haben wir ja bereits in der Vorbereitung und beim Cup-Spiel in Klagenfurt gesehen. Alles in allem haben wir eine sehr variable Offensive mit sehr guten Einzelspielern, um optimal gegen jeden Gegner aufzutreten.
Zuletzt ging es im Cup nach Klagenfurt; angeblich war es eine eher turbulente Fahrt. Wie hast du sie erlebt?
Das Cupspiel in Klagenfurt mit anschließendem, gemeinsam verbrachtem Wochenende war der perfekte Einstand in die neue Saison. Man merkt, dass die Spieler eine richtige Einheit sind. Hier möchte ich auch noch ein Danke an die mitgereisten Fans aussprechen – an einem Freitagabend in Klagenfurt so viele Sportclub-Fans dabei zu haben, sucht in der Regionalliga seinesgleichen und hat die Mannschaft sicher zum Sieg gepusht.
Ausblick: Was möchtest du JETZT beim Sport-Club erreichen?
Für uns sowie mich geht es jetzt einfach darum, auf dem Platz zu arbeiten, jedes Spiel und jede Trainingswoche ein Stück besser zu werden. Wenn das jeder beherzigt, werden wir am Ende der Saison sehen, wozu es gereicht hat. Aber ganz klar ist: Wer im Vorjahr Dritter war, wird sich nicht nochmals mit dem gleichen oder einem schlechteren Ergebnis zufrieden geben.
Danke für das Gespräch und die ausführlichen Antworten. Wir wünschen dir viel Erfolg; Robert Weinstabl hat dich ja, als deine Nachwuchself und die KM auf Platz 1 standen, als den erfolgreichsten Trainer bezeichnet!