Am Samstag steht Dornbach im Mittelpunkt von Österreichs fußballinteressierter Öffentlichkeit. In dem wohl wichtigsten Spiel für den Wiener Sport-Club seit 30 Jahren (letzter Aufstieg in die oberste Spielklasse) ist mit der SV Ried der 3. Erstligist am Stück zu Gast. Wer vor der 1. Cuprunde die Dornbacher als Kandidat für das Halbfinale getippt hätte, wäre als hoffnungslos ahnungslos oder grenzenlos optimistisch abgestempelt worden. Jetzt, drei Cup-Matches später, ist es Realität. Nach einem glatten 3:0 Auswärtssieg beim SAK Klagenfurt (noch vor Saisonbeginn) folgte ein 2:0 Heimerfolg gegen den Erstligisten Lustenau. Die 3. Runde bescherte den Hernalsern die Wiener Austria als Gegner, und vor vollem Haus wurden die Veilchen mit einem 3:1 heim nach Favoriten geschickt. Bei der Auslosung zur 4. Runde wurde den Schwarz-Weißen mit der Spielvereinigung Guntamatic Ried der Vorletzte der Admiral Bundesliga als Gegner gezogen. Am Samstag kommt es zum Showdown.
Samstag, 4.2.2023 – 18.00 Uhr/ Viertelfinale ÖFB Cup
Wiener Sport-Club : SV Guntamatic Ried
Sportclub-Platz
Schiedsrichter: Alan Kijas
VORSCHAU
SV Guntamatic Ried
Verein und Infrastruktur: Der Verein aus Ried im Innkreis wurde 1912 gegründet. Bis 1955 spielten die Oberösterreicher in der 1. und 2. Klasse, ehe ihnen der Aufstieg in die Landesliga gelang. 21 Jahre später wurde man Meister und spielte fortan in der 1. Landesliga. 1988 und 1990 war man Erster in der Abschlusstabelle, scheiterte in der Relegation aber zweimal am Wolfsberger AC. Der Aufstieg in die 2. Liga wurde im darauf folgenden Jahr unter Spielertrainer Klaus Roitinger geschafft. 1995 waren die Rieder am Ende Tabellenzweiter und gewannen die Relegation gegen den FC Linz 1:0 – das „Wunder von Ried“ machte aus den Hausherren einen Erstdivisionär. Der Erfolgslauf ging weiter: 1998 wurde Ried österreichischer Cupsieger (3:1 gegen Sturm Graz) und betrat erstmals die internationale Bühne. Umso härter traf die Oberösterreicher der Abstieg im Jahr 2003. Zwei Jahre später gelang unter Trainer Heinz Hochhauser der Wiederaufstieg mit rekordverdächtigen 77 Zählern. Ried war zwar der finanziell schwächste Verein, im neuen Stadion aber bärenstark und schloss mit dem 4. Rang ab. 2006 errangen sie den Vizemeistertitel, den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Cup 2011 gelang der 2. Cuptitel, v.a. der Semifinalsieg gegen Rapid galt als Sensation. 2017 stieg Ried erneut ab, 2020 folgte der Wiederaufstieg. Die Mannschaft verzeichnete zwar so manchen Achtungserfolg, spielt aber ständig gegen den Abstieg. In OÖ nennt man die Rieder auch „Wikinger“, wahrscheinlich vom Stammtisch von „Urgestein“ Michael Angerschmid abgeleitet; als sich das herumsprach, betraten Fans beim Aufstieg 1995 den Sportplatz mit Wikingerhelmen.
Stadion: Die josko ARENA steht auf dem Platz der Rieder Messe und ersetzt das alte „Rieder Stadion“, das nur über 1100 Sitzplätze verfügte, sodass man bei internationalen Spielen ausweichen musste. Die neue Arena, 2003 gebaut, ist ein reines Fußballstadion und komplett überdacht. 9 Jahre hieß es „Keine Sorgen Arena“ (vgl. OÖ Versicherung), ab der Saison 2018/19 ist sie nach dem damaligen Hauptsponsor Josko benannt.
Personalia
Trainer: Bei der SV Ried gibt es ein unglaubliches Kommen und Gehen auf der Betreuerbank – in den letzten 5 Jahren verbrauchten die Oberösterreicher insgesamt 12 Trainer, und auch Christian Heinle, der aktuelle, schien im Spätherbst schon schwer angezählt. Heinle war Trainer im Unterhaus (Rottenbach, Grieskirchen), ehe er 2020 zu den Rieder Amateuren wechselte. Er war unter Music, Heraf und Ibertsberger Co-Trainer. Nach Erreichen der nötigen Pro-Lizenz übernahm er die Kampfmannschaft.
Während Robert Weinstabl in Dornbach seit dem Sommer 2019 als Betreuer an der Outlinie steht, waren es in Ried deren sieben!!! 1/19 – 12/20 Gerald Baumgartner; 12/20 Gerhard Schweitzer; 1/2021 – 3/21 Miron Music; 3/21 – 9/21 Andreas Heraf; 10/21 – 12/21 Christian Heinle; 1/22 – 4/21 Robert Ibertsberger; 4/21 – jetzt Christian Heinle.
Als Sportdirektor fungiert die Spielerikone Thomas Reifeltshammer(34), der insgesamt 284 Partien in den beiden obersten Ligen für Ried absolvierte.
Spieler: Die bekanntesten Akteure sind Torhüter Samuel Sahin-Radlinger, Verteidiger Tin Plavotic, im Mittelfeld Kapitän Marcel Ziegl, der Deutsche Julian Wießmeier , der Ex-Ebreichsdorfer Philip Pomer, der Ex-Rapidler Stefan Nutz und der schussstarke Kroate Leo Mikic; von den Stürmern Christoph Monschein und Seifedin Chabbi hat man sich mehr als jeweils 2 Treffer im ganzen Herbstdurchgang erwartet. Deshalb wurden die Grün-Schwarzen auf dem Transfermarkt aktiv und verpflichteten den Kroaten Roko Jurisic und Christoph Lang von Sturm Graz. Um auf den Cupschlager in Hernals optimal vorbereitet zu sein, begab sich die SV Ried mit 26 Mann vom 17.1 bis zum 23.1. auf ein Trainingslager in Belek (Türkei). Sportchef Reifeltshammer vergab dafür die Note Sehr gut, da man dauernd auf Rasen trainieren und die Schwerpunkte Gegenpressing und Spiel gegen den Ball gut umsetzen konnte.
Wiener Sport-Club
Die Dornbacher können im Vergleich dazu nur viel kleinere Brötchen backen. Die Vorbereitung verlief nicht ganz optimal, sie mussten aufgrund des Wintereinbruchs bis in die letzte Jännerwoche auf Kunstrasen trainieren und waren aufgrund von Krankheitsfällen oder kleinen Blessuren kaum einmal eine ganze Woche vollzählig. Trotzdem hat Trainer Weinstabl die Trainingsinhalte durchgezogen und war auch mit der Intensität im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Über die Testspiele resümierte er: „ Sie waren lehrreich, denn gegen die Young Violets waren wir die erste halbe Stunde noch wortwörtlich im Winterschlaf, haben aber vor allem in der zweiten Halbzeit phasenweise eine gute Intensität auf dem Platz gebracht. Gegen Gloggnitz hätten wir das Spiel klar gewinnen müssen, da hat uns leider die Effektivität gefehlt, denn spielerisch war es großteils in Ordnung. Das letzte Spiel gegen den SV Donau war aufgrund der Witterung schwer zu beurteilen, denn die Bedingungen waren gerade noch im Grenzbereich. Dennoch bin ich mit der Intensität zufrieden, wenngleich wir nach dem 2:0 etwas schlampig und nachlässig wurden. Befragt nach den Chancen gegen den Erstligisten Ried, gibt er sich zurückhaltend: „Wir sind der klare Außenseiter und müssen wie in den bisherigen Cupspielen diese Rolle auch annehmen. Ich schätze die Rieder im Umschaltspiel ähnlich stark ein wie Lustenau, sie haben viel Tempo und Geschwindigkeit vor allem über ihre Flügel. Wir werden am Samstag wieder auf allerhöchstem Niveau abgeprüft und haben den Anspruch, in Teilbereichen des Spiels diese Prüfungen mit unseren Mitteln und auf unsere Art und Weise zu bestehen. Wir werden an unsere Leistungsgrenzen herangehen müssen und zu 100 Prozent auf unsere Aufgaben fokussiert sein. Wer viel investiert, hat auch eine höhere Chance, für seinen Aufwand ein gutes Ergebnis zu bekommen; ich denke, dies haben wir gegen Lustenau bzw. die Wiener Austria auch schon bewiesen. Stand heute gehe ich davon aus, dass alle Kaderspieler einsatzfähig sein werden, nur hinter Neuerwerbung Florian Gerstl steht noch ein Fragezeichen, da müssen wir den Beginn der kommenden Woche abwarten.“ Es ist davon auszugehen, dass ein penibler Trainer wie Robert Weinstabl nicht nur die Stärken von Ried kennt, sondern auch Möglichkeiten auslotet, wo man sie „erwischen“ kann.
Zuletzt gespielt
Wiener Sport-Club
27.1.2023 Testspiel Wiener Sport-Club – SV Donau 4:2
20.1.2023 Testspiel Wiener Sport-Club – SV Gloggnitz 2:2
13.1.2023 Testspiel Wiener Sport-Club – Young Violets 2:4
SV Ried
27.1.2023 Testspiel SV Ried– NS Mura (1. Liga Slowenien) 3:1
20.1.2023 Testspiel SV Ried – FK Novi Pazar (1. Liga Serbien) 0:0
13.1.2023 Testspiel SV Ried – Blau-Weiß Linz 1:1
Begegnungen im ÖFB-Cup
15.7.2017 ÖFB-Cup 1.Runde Wiener SC – SV Ried 0:4 (0:0)
1.11.1996 ÖFB Cup Achtelfinale Wiener SC – SV Ried 3:0 (1:0)