Vor dem Spiel galt der Sportclub als klarer Favorit, Optimisten prophezeiten sogar einen deutlichen Sieg. Nach 90+6 Minuten stand es jedoch immer noch 0:0. Dafür verantwortlich waren der ausgezeichnete Torhüter Stifter, das destruktive Defensivkonzept der Gäste, das in der 2. Hälfte Züge des längst schon vergessen geglaubten Catenaccio annahm, und die mangelnde Effizienz der Dornbacher vor dem Tor. In der 2. Halbzeit lief das Spiel wie auf einer schiefen Ebene, in der letzten Viertelstunde glich es einem Belagerungszustand – allein, der erlösende Treffer fiel nicht.
Freitag, 17.9.2021 – 19.30 Uhr/8. Runde RLO
Wiener Sport-Club – ASV Draßburg 0:0
Sportclub-Platz, 1467 ZuschauerInnen
Schiedsrichter:Thomas Willhalm
Assistenten: Volkan Tembel, Jürgen Mosch
Spielbericht
Gegenüber dem Spiel in Stripfing läuft der Sport-Club mit nur an einer Position veränderter Aufstellung aufs Feld – Dimov ersetzt den für ein Spiel gesperrten Jürgen Csandl. Im Tor steht Prögelhof, die Verteidigung bilden Haas, Gusic, Dimov und Pfaffl; vor ihnen agieren Berkovic und Josic im defensiven Mittelfeld. An den Außenbahnen sind Pajaczkowski und Beljan nominiert, Redzic spielt im zentralen offensiven Mittelfeld, während Kriwak als Sturmspitze aufgeboten ist.
Das Spiel beginnt recht ausgeglichen, und die junge Gästemannschaft versteckt sich nicht. Der Ex-Dornbacher Kevin Weingrill kommt mit einigem Ballglück an drei Verteidigern vorbei und schießt platziert – Prögelhof kann mit Hilfe der Stange gerade noch klären. Zwei Minuten später kommen die Hernalser zur ersten Chance: Pfaffl presst erfolgreich gegen Melezovic an, sein Zuspiel erwischt Kriwak, der Ball geht jedoch daneben. Wieder zwei Minuten später kommt Gusic im Anschluss an eine Ecke zum Kopfball, Stifter hält aber sicher. Der Sportclub gibt jetzt eindeutig den Ton an, während sich die Gäste in der eigenen Hälfte einigeln, mit 5 Mann als letztem Bollwerk. Pajaczkowski spielt auf Beljan, der zieht nach rechts und hätte mit seinem Schuss/seiner Flanke (?) Goalie Stifter fast überrascht; im letzten Augenblick dreht er den Ball übers Tor (21. Min.). Die Dornbacher greifen häufig über rechts an. Haas zu Pajaczkowski, Pass auf Kriwak, der sich durchkämpft und aufs Tor spitzelt; Stifter hält auf Raten (24. Min.). Die nächste gefährliche Aktion läuft über links. Beljan spielt auf Kriwak, der lässt für Josic abtropfen, dessen Schuss von der Strafraumgrenze – einem Billardstoß ähnlich – von der rechten Stange zur linken Stange springt und dann ins Feld retour (31. Min.).
Die Draßburger kämpfen verbissen, lassen keine Gelegenheit zu harten Zweikämpfen aus, machen aber die Fouls außerhalb des Gefahrenbereichs. Gegen Ende der 1. Hälfte schaltet sich Gusic immer mehr in die Angriffe ein. In Minute 42 spielt er zu Haas, der flankt in den Strafraum, Gusic übernimmt aus kurzer Distanz volley, schießt aber drüber. Nach der Pause starten die Hernalser überfallsartig. Die Draßburger bringen den Ball nicht weg, Haas zieht ab, und Stifter kann den tollen Schuss abwehren (48. Min.). Es folgt die erste gefinkelte Aktion von Redzic, der sich an der Toroutlinie durchdribbelt und auf Pajaczkowsi passt, der das Zuspiel allerdings nicht verarbeiten kann (49. Min.).
Die Gäste kommen aus ihrer Hälfte kaum mehr heraus, zumeist auch nicht aus dem Strafraum; so retten Stifter und ein Verteidiger gegen Kriwaks Abschluss auf der Linie (65. Min.); Vier Minuten später setzt Sportclubs Sturmspitze einen perfekten Rückzieher an die Oberkante der Querlatte. In Minute 71 tankt sich Redzic durch, passt auf Kriwak, aber um eine Spur zu weit. Draßburg verteidigt längst mit einer Menschenmauer, mit Härte, Zeitschinden und anderen Mätzchen; oberstes Ziel ist es, den Ball weit weg zu dreschen, bevorzugt unter das Dach der Haupttribüne.
Den Hernalsern läuft die Zeit davon, sie werden zeitweise hektisch und ungenau im Zuspiel. Das Publikum peitscht die Weinstabl-Elf jedoch nochmals nach vorne: Motor der Schlussoffensive ist Luka Gusic: Zuspiel auf Kriwak, mehr als ein Pressball Richtung Tor kommt nicht heraus (82. Min.). Der eingewechselte Andrejevic zirkelt einen Eckball auf den Kopf von Gusic, aber Teufelskerl Stifter wehrt auch diesen ab (88. Min.). Der nächste Corner wird kurz abgewehrt, Julian Küssler zieht ab, und Gusic übernimmt Richtung Tor – und auch diese Chance wird nahe der Linie abgewehrt (90+2. Min.). Diese finale Cornerserie nützt nichts, obwohl nur Pröglhof und der souveräne Dimov nicht im Strafraum aufkreuzen; der Sportclub muss sich mit einem Punkt zufriedengeben.
Fazit: Ein Spiel, wie man es selten zu sehen bekommt: Ein Gegner, der sich nach ansprechendem Beginn immer mehr zurückzieht, keinen Stürmer mehr hat, in der 2. Hälfte nur mehr Beton anrührt, und was durchkommt, wird entweder von Tormann Stifter pariert oder geht an die Stangen bzw. die Latte. Bei den Hernalsern schalteten sich die Defensivkräfte verstärkt in den Angriff ein: Philipp Haas mit einer ausgezeichneten Leistung, und Luka Gusic, dem das Pech im Abschluss an den Schuhen bzw. am Scheitel zu haften schien; Pfaffl war antrittsschnell und diesmal ballsicher. Auch Rene Kriwak, bemüht, beweglich und erneut auch als Passgeber aktiv, hatte diesmal das Pech auf seiner Seite. Selten, aber doch passieren im Fußball derartige singuläre Ereignisse: Gefühlte 90% Ballbesitz, eine Fülle von Chancen, aber kein Torerfolg. Andererseits ist es schon passiert, dass fast jeder Schuss ein Treffer ist – man denke nur an das 8:1 gegen die Wiener Viktoria.
Aufstellung Wiener Sportclub: Prögelhof; Haas, Gusic, Dimov, Pfaffl; Berkovic (84. Küssler), Josic; Pajaczkowski, Redzic, Beljan (72. Andrejevic); Kriwak .
Aufstellung ASV Draßburg: Stifter; Cosic, Djordjevic, Melezovic, Sturz (45. Hauser; 90+3 Angerbauer); Csmarich, Anderst, Abd El Rehim; Kraus Weingrill (78. Atik), Drocic (46. Puchegger).
Gelbe Karten ASV Draßburg
80. Kraus (Unsportlichkeit)
81. Stifter (Unsportlichkeit)
Gelbe Karten Wiener Sport-Club
55. Berkovic (Foulspiel)
55. Dimov (Schiedsrichterkritik)
Rote Karte Draßburg
90+4 Kraus (Unsportlichkeit)