Wir versuchen so gut wie möglich unseren Verein am Laufen und Leben zu erhalten. Ohne regelmäßige Einnahmen ist das verdammt schwierig. Darum haben wir in der vergangenen Woche mit Spieler*innen, Trainer*innen und allen anderen Betroffenen über Kurzarbeit, Aufwandsentschädigungen und sonstige finanzielle Aspekte der aktuellen Krise gesprochen.
Wir sind auf einen Nenner gekommen. Wichtig ist uns jedoch transparent zu machen, was hier gerade mit, in und rund um unseren Verein passiert. Einerseits, um die Lage im „Großen“ zu verdeutlichen, andererseits, um auch die Entwicklungen „im Kleinen“ nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Deshalb – Klartext.
Die Taschen voller Geld. Not.
Alsdann. Uns fehlt Geld. „No, na, ned?!“ werden sich sicher einige Leser*innen jetzt denken. Keine Frage. Der Wiener Sport-Club, im Speziellen die Fußballsektion, war gerade die letzten Jahre finanziell stets ein Balanceakt. Nichts desto trotz haben wir es seit der Rückführung von WSK in WSC geschafft, den Verein auf sichere, breite Beine zu stellen. Das ist uns einerseits durch die Verteilung auf viele, kleine Sponsor*innen gelungen, anderseits durch eine Generalüberholung unserer Ausgabenpolitik und auch der Unterstützung durch unseren Partner, der viennagruppe. Die laufende Saison war – in Erwartung der Einnahmen durch die Heimspiele – bereits ohne den scheidenden Partner finanziert. War…
Denn: Alle Spieler der Kampfmannschaft sind regulär angemeldet. Keiner verdient hier auch nur einen Cent „unter der Hand“. Wir haben auch keinen „Star“, den wir mit Geld zuschütten. Natürlich verdienen Leistungsträger mehr als andere. Natürlich würden wir gerne einigen Spielern mehr bieten. Natürlich würden wir gerne jede Saison um den Titel mitspielen. Natürlich hätten wir gerne Rücklagen. Natürlich würden wir gerne auf Kurzarbeit oder eine gestoppte Auszahlung der Aufwandsentschädigung – das sind übrigens knapp 540€ für Sportler*innen, falls sich das jemand fragt – verzichten. Natürlich…
Aber – das spielt es nicht. Nicht, wenn der WSC auch nach der Krise noch Fußball am Sport-Club-Platz spielen soll. BC (before Corona) hätten alleine Personalkosten und laufende Betriebskosten rund 50.000 Euro ausgemacht. Monat für Monat.
Da sind bereits Punkteprämien im Schnitt und bis 45 Punkte sowie sämtliche Sonderzahlungen und Lohnnebenkosten eingerechnet. Genauer wird’s nicht. Durch die gesetzten Maßnahmen und Verzichte konnte der Betrag um etwa 8.000 Euro monatlich reduziert werden, die Corona-Kurzarbeit brächte, sofern auf vier Monate (also bis zum Ende unseres Geschäftsjahres) ausgeweitet, knapp 12.000 Euro Erleichterung. Bleiben etwa 30.000 Euro an Kosten für Personalfinanzierung, laufende Betriebskosten und Unterstützung der Härtefälle. Monat für Monat. Noch immer eine ganz schöne „Hausnummer“.
Niemanden auf der Strecke lassen
Womit wir schon im hier und jetzt wären. AC (after Corona) quasi. Auch bei uns gibt es Menschen, die quasi „vom Sport-Club leben“ oder zumindest einen relevanten Teil ihrer monatlichen Einnahmen über den WSC lukrieren.
Diese Leute trifft es besonders hart. Wir haben aber versprochen, all jene, die Unterstützung brauchen, auch zu unterstützen. Das ist für uns selbstverständlich. Wir versuchen mit allen Mitteln niemanden hängen zu lassen.
Auf Hochtouren
Um das alles zu realisieren, braucht es jedoch zu allererst Zeit. Zeit, einen halbwegs vernünftigen „Rettungsschirm“ auszutüfteln und diesen auch zu realisieren. Seit knapp zwei Wochen steht der Sektionsvorstand täglich im Austausch. Wir beraten, diskutieren, streiten, lachen und bestärken uns gegenseitig. Ehrenamtlich.
Neben all den anderen Dingen, die reguläre Jobs, Quarantäne (oder wie im Fall des Autors dieses Textes, angehende Elternschaft) mit sich bringen. Wir sitzen oft bis in die Nacht vor unseren Bildschirmen und Telefonen und arbeiten für den Verein. Ohne einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen (abgesehen davon, dass wir unseren Herzensverein auf keinen Fall verlieren wollen).
Man kann über all unsere Entscheidungen diskutieren. Man kann sie gutheißen, man kann sie kritisieren. Wir treffen jedoch sicher keine unserer Entscheidungen leichtfertig oder unbedacht. Wenn es pressiert, pressiert es. Manchmal ergeben sich daraus Situationen, die für die eine oder den anderen unpopulär oder nicht nachvollziehbar sind. Wir können jedenfalls versichern: Am Ende des Tages geht es uns nur um das Wohl und Überleben unseres Vereins.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Bevor IHR – also all jene, denen der Fortbestand des Fußballs in Hernals am Herzen liegt – ins Spiel kommt, möchten wir noch unsere Variablen so gut es geht erläutern. Variablen halt. Zu allererst wissen wir nicht, wie lange sich die derzeitige Situation hinziehen wird. Sprich, wir haben keinen Schimmer, wann ihr wieder ein RLO-Spiel im Stadion sehen könnt und wir dadurch Einnahmen haben werden. Möglicherweise erst wieder 2021. Das träfe wohl keinen Verein außerhalb der Bundesliga-Bubble härter als uns.
Fast schon fatal, zumal das im Umkehrschluss auch bedeutet, dass wir unseren Sponsor*innen aktuell auch keine Leistung bieten können. Wir müssen uns für ein Worst-Case-Szenario wappnen: Viele Unternehmen ringen um ihre Existenz. Da kann es passieren, dass für den WSC kein Platz und kein Geld mehr vorhanden ist.
Dennoch haben wir zumindest von einigen bereits proaktive Signale bekommen, dass sie uns auch in Zukunft unterstützen werden. Ob und wie es Unterstützung von öffentlicher Stelle für Sportvereine geben wird, steht noch in den Sternen. ÖFB, Landesverbände, BSO – wir warten auf Ansagen.
Darüber hinaus laufen fast alle Verträge nur bis zum Saisonende. Am 1. Juli stehen Liga weit plötzlich wohl mehr als zwei Drittel der Spieler ohne Vertrag da. Sicher, es gibt mündliche Zusagen und einige Spieler haben auch schon unterschrieben, aber – wie sollen die Vereine Spieler unter Vertrag nehmen, wenn sie nicht einmal wissen, wann sie wieder gebraucht werden? Wenn sie nicht einmal wissen, wann sie wieder (und in welcher Höhe) Einnahmen aus Sponsorings oder Eintrittskarten erlösen können? Gibt es womöglich so etwas wie einen „Fantasy Draft“?
Am Ende des Tages müssen wir sagen: Wir wissen es nicht! Niemand weiß es!
Fiah ma’s nieder
Folglich können wir euch auch nicht mit Bestimmtheit sagen, wie viel Geld es genau benötigen wird. Fünfstellig, vermutlich sechsstellig wird es aber wohl werden. Das ist, gerade für einen Verein dessen Fans davon singen „… ka Göd im Portmonnaie“ zu haben, schon eine ordentliche Hausnummer. Dessen sind wir uns bewusst. Und glaubt uns, wenn wir nicht müssten, wir würden euch sicher nicht (schon wieder) um Hilfe bitten. Desperate times call for …
Unter heanoisschlogtois.at findet Ihr ab sofort unseren Weg aus dem Schlamassel. Wir werden euch bis zum Ende der Krise jeden Heimspiel-Freitag mit WSC-Match-Schmankerl aus der jüngeren und nicht mehr ganz so jungen Geschichte verwöhnen. Also kein Geisterspiel. Ein DAHEIMSPIEL. Dafür gibt’s Abos und Tickets.
Bevor ihr euch über Preise, Goodies oder Grafiken den Kopf zerbrecht: Ja, die Preise sind (gewollt) willkürlich. Wir wissen ja nicht … siehe ein Absatz weiter oben. Nein, es geht nicht darum, hier groß Dinge durch die Gegend zu schicken oder einen persönlichen Gewinn daraus zu ziehen. Auch nicht um die schönste Grafik, Datei oder sonst einen Blödsinn.
Wir würden uns freuen, wenn ihr uns – gleich mit welchem Betrag – helfen könntet, dass wir weiter als Wiener Sport-Club Fußball spielen können.
Bis dahin gilt. Gemeinsam. Daheim. Heanois schlogt ois. Auch dieses Corona-Oas*******