Staatsliga, Nationalliga, 1. Division, Bundesliga – seit den 1950er-Jahren spielten der Wiener Sport-Club und Austria Wien mehr als 35 Saisonen gemeinsam in Österreichs höchster Spielklasse. Nun kommt es am Freitag in der 2. Runde des UNIQA-ÖFB-Cup beim Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine zum ersten Pflichtspielduell seit mehr als 25 Jahren. Ausverkauftes Stadion, Live-Übertragung im TV – und dennoch kommt das Spiel für beide zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt.
Freitag, 16.10.2020, 20:25 / UNIQA ÖFB-Cup, 2. Runde
Wiener Sport-Club – FK Austria Wien
Sportclub-Platz
VORSCHAU
„Wir mussten bei unserer Entscheidung die Suche nach einem strategischen Partner, die aktuelle budgetäre Situation, das unsichere Umfeld durch COVID-19 und die Vereinsstruktur berücksichtigen. Deswegen habe ich mich entschieden, in dieser schwierigen Phase, diese Position für ein Jahr zu übernehmen“ – so Peter Stöger, der als sportlicher Leiter Ende Juli auch den Posten des Cheftrainers bei Austria Wien übernahm. Nachdem das Budget zu dieser Saison um fünf Millionen Euro heruntergefahren wurde, sind die Entwicklung der eigenen Talente und das Erreichen der Meistergruppe vorerst die zentralen Ziele.
Peter Stöger ist der fünfte Cheftrainer seit 2018, in jener Saison wurde man nur Siebter in der Bundesliga, im folgenden Jahr schaffte man zwar den Sprung in die Europa-Legaue-Qualifikation, musste sich hier aber nach zwei Niederlagen dem zypriotischen Vertreter Apollon Limassol geschlagen geben. Vergangene Saison gelang man nach dem Grunddurchgang nicht in die Meistergruppe der besten sechs Teams, die letzte Chance auf eine Europapokalteilnahme verspielte man gegen Hartberg. Auch im nationalen Cup konnte man in den vergangenen Jahren keine Erfolge feiern, das Halbfinale erreichte man letztmals 2016.
In der bisherigen Saison gewann man in der 1. Runde des ÖFB-Cup zu Hause 5:0 gegen den niederösterreichischen Landesligisten SC Retz, in der Liga stehen Siege gegen Ried und Wattens, eine Punkteteilung gegen die Admira und eine Niederlage beim LASK zu Buche. Stöger lässt je nach Gegner mit einem unterschiedlichen Spielsystem spielen, im Cup dürfte auch ein System mit zwei Stürmern eine Option sein. Mit hoher Passgenauigkeit wird versucht, den Ball in den Reihen der eigenen spielstarken Spieler zu halten. Auf dem Transfermarkt war man, auch aufgrund der budgetären Situation zurückhaltend, Markus Suttner kehrte nach fünf Jahren in Deutschland und England an den Verteilerkreis zurück, Georg Teigl kam ebenfalls aus Deutschland, fünf Talente wurden von den Young Violets hochgezogen. Domink Fitz gelang in der vergangenen Saison der Durchbruch in der Bundesliga und war einer der wenigen Lichtblicke bei den Favoritnern. Nach Syndesmosebandriss fehlt er aber noch verletzt, auch Stürmer Alon Turgeman ist weiterhin nicht dabei. Dennoch ist viel Qualität im Kader vorhanden.
Bei Stögers Mannschaft kam es in der vergangenen Woche zu positiven Corona-Tests in Mannschaft und Betreuerteam. So begaben sich die Spieler vorerst in Quarantäne, die Trainingseinheiten und das Testspiel gegen Zweitligist Austria Klagenfurt wurden abgesagt. Am Montag unterzogen sich die Spieler einem erneuten Corona-Test. Sicherlich keine optimalen Bedingungen für das Cup-Spiel. Stürmer Christoph Monschein (drei Tore in vier Bundesligaspielen) betraf das nicht, er war nach seinem Debüt im September gegen Rumänien auch nun wieder mit der österreichischen Nationalmannschaft unterwegs. Neben ihm gehören Michael Madl und Alexander Grünwald zu den Routiniers im Team der Violetten.
Den Wiener Sport-Club traf das Verletzungspech am vergangenen Spieltag mit voller Härte. Mit Philip Dimov, Martin Pajaczkowski und Corvin Aussenegg fehlen Trainer Robert Weinstabl im Herbst bereits drei wichtige Spieler, dazu verletzten sich mit Jürgen Csandl und Christian Hayden zwei Defensivspieler beim Aufwärmen nur kurz vor Anpfiff. Nenad Vasiljevic und Thomas Jackel rutschten in die erste Elf, auf der Bank nahmen neben Ersatztorhüter Alex Kniezanrek nur drei Feldspieler Platz. Diese drei, Mirza Berkovic, Igor Klaric und Lucas Pfaffl, stehen dem Trainer nach Verletzungen allesamt erst kürzlich wieder zur Verfügung: Berkovic kam so gegen Mauerwerk zu seinem ersten Saisonspiel, Klaric gab sein Saisondebüt in der Vorwoche nach Einwechslung in Stripfing und Pfaffl war nach dem Spiel bei der Wiener Viktoria zuletzt seit vier Wochen ohne Ligaspiel. Bei wem es am Freitag schon wieder für einen Einsatz in der Startelf reichen könnte, bleibt abzuwarten.
Sollten Csandl und Hayden gegen die Austria also ebenfalls ausfallen, wird Coach Weinstabl auf Spieler aus dem erweiterten Kader zurückgreifen müssen. Im Sommer beförderte er mit Aleksandar Petruljevic, Tizian Bender und Eray Öztürk bereits drei junge Talente in den Kader der Kampfmannschaft. Petruljevic konnte in der ersten Cup-Runde sogar schon sein Pflichtspieldebüt feiern. Beim Test gegen Bad Fischau-Brunn vor zwei Wochen kamen mit Dominik Jovanovic, Nenad Jesic, Jakob Grimm und Hatem Mercan weitere Talente zu Einsätzen – ein Zeichen wie wichtig dem Trainer das Heranführen der jungen Spieler an die Regionalligamannschaft ist. Auch Philip Obermüller, der in der ersten Cup-Runde gegen St. Jakob in der Defensive agierte, könnte wieder eine Option sein. Im Cup dürfen, anders als in der Liga, ohnehin mehr als nur fünf Spieler auf der Ersatzbank Platz nehmen.
Nichtsdestotrotz kann sich der WSC auf seine Stärken besinnen, die Offensive steht – mit der Ausnahme von Corvin Aussenegg – komplett zur Verfügung, besonders bei Standardsituationen ist man gefährlich. Torhüter Florian Prögelhof kassierte erst vier Gegentreffer in acht Saisonspielen und dürfte hochmotiviert ins Spiel gehen, schließlich spielte er bis zur U18 in Favoriten. Ivan Andrejevic, beim Spiel in Stripfing für Philip Dimov eingewechselt, macht seine Sache auf der ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld bislang gut, darüber hinaus stehen mit den drei Rekonvaleszenten neue Optionen zur Verfügung, all das dürfte den WSC für Austria-Trainer Stöger weniger ausrechenbar machen. So wird der Sport-Club, angefeuert von seinen Fans, auch in diesem Spiel versuchen, seine Chancen zu finden.
Zusatzinformationen
Zuletzt gespielt:
Wiener Sport-Club |
||||
09.10.2020 |
Regionalliga Ost |
8. Runde |
Wiener Sport-Club – FC Mauerwerk |
0:1 (0:0) |
03.10.2020 |
Regionalliga Ost |
7. Runde |
SV Stripfing – Wiener Sport-Club |
0:2 (0:2) |
29.09.2020 |
Freundschaftsspiel |
|
Wiener Sport-Club – Bad Fischau-Brunn |
5:1 (3:0) |
FK Austria Wien |
||||
03.10.2020 |
Bundesliga |
4. Runde |
WSG Swarovski Tirol – FK Austria Wien |
0:2 (0:0) |
27.09.2020 |
Bundesliga |
3. Runde |
FK Austria Wien – FC Flyeralarm Admira |
2:2 (1:1) |
20.09.2020 |
Bundesliga |
2. Runde |
FK Austria Wien – SV Guntamatic Ried |
2:1 (1:1) |
Letzte Spiele gegeneinander
11.02.2014 |
Testspiel |
FK Austria Wien – Wiener Sportklub |
3:1 (2:1) |
|
01.02.2012 |
Testspiel |
FK Austria Wien – Wiener Sportklub |
6:0 (1:0) |
|
09.02.2009 |
Testspiel |
FK Austria Wien – Wiener Sportklub |
7:1 (2:1) |
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