Das Fußballjahr 2020 hat viele Vereine sehr gebeutelt. Zeit für einen Rückblick auf das vergangene Jahr und einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung der Saison. Unser Cheftrainer Robert Weinstabl hat sich dankenswerterweise für uns Zeit genommen und viele Fragen beantwortet!
Zuallererst die wichtigste Frage: Geht es dir und deinen Liebsten gut und wie kommst du persönlich durch die fußballlose Zeit?
Danke, mir und meiner Familie geht es gut und wir sind soweit alle gesund. Da ich viel mit meiner Familie unternehme, meine laufenden Arbeitsaufträge für die Trainer-Pro-Lizenz erledige und natürlich unsere Jungs beim WSC mittels Videoanalysen, Läufen, Zoommeetings oder Einzelgesprächen beschäftige, ist die fußballlose Zeit bislang sehr kurzweilig verlaufen.
2020 wurde die Meisterschaft gleich nach zwei Spielen abgebrochen – was wäre aus deiner Sicht im Frühjahr möglich gewesen?
Diese Frage habe ich mir auch oft gestellt. Wir hatten eine sehr gute Wintervorbereitung und in den beiden Spielen vor dem Abbruch gegen Wiener Neustadt und Ebreichsdorf gute spielerische Phasen, waren jedoch vor allem im Abschluss nicht konsequent genug. In diesem Bereich wollten wir auch den Hebel ansetzen, bevor dann leider abgebrochen wurde. Aber die Richtung, vor allem im spielerischen Bereich, hat gestimmt.
Im Sommer wurden relativ wenig Spieler geholt oder verabschiedet, wo wolltest du den Kader verbreitern? Ist dir das gelungen und wird es im Winter zu Veränderungen kommen?
Der Kader ist im Sommer mit sechs Zugängen gegenüber sieben Abgängen kleiner geworden. Durch unsere Neuzugänge haben wir auf jeden Fall an Qualität hinzugewonnen und auch unsere jungen Spieler haben sich gut entwickelt. Der Kader wirkt nun breiter. Für mich war es wichtig, einen gesunden Konkurrenzkampf zu haben und damit unsere Spielweise variabler ausrichten zu können. Was Veränderungen im Winter betrifft, sehe ich keine Notwendigkeit, denn mein Vertrauen in unsere Spieler ist extrem groß. Außerdem hoffe ich das Martin Pajaczkowski oder unser Kapitän Philip Dimov rasch wieder zurückkehren.
Aktuell sind so viele Nachwuchsspieler wie schon lange nicht im Training oder bei den Spielen dabei, wie zufrieden bist du mit den Talenten aus den eigenen Reihen?
Ich bin von der Qualität unserer Jungs überzeugt und es macht sehr viel Spaß sie zu entwickeln. Beispielsweise spielte Philip Buzuk alle Pflichtspiele in der Hinrunde, als wäre dies mit seinen 18 Jahren schon eine Selbstverständlichkeit. Oder Nenad Vasiljevic, der im Cup gegen die Wiener Austria erst am Spieltag von seinem Einsatz in der Startelf erfahren hat und vor über 3.000 Zusehern eine tolle Performance abliefern konnte. Diese Beispiele zeigen, dass die Jungs auch als Persönlichkeiten enorm gereift sind und dies ist mir genauso wichtig wie die technisch-taktische Entwicklung. Essenziell ist aber auch die Balance im Team. Erfahrene Spieler wie Dimov, Csandl, Berkovic oder Gusic sind hier ein gutes Gegengewicht, denn sie stellen am Platz “eine Schulter zum Anlehnen“ für unsere jungen Spieler dar. Auch die anderen Jungs im Kader, die wir direkt von der U18 hochgezogen haben, sind extrem ehrgeizig und haben in den letzten Monaten eine gute Entwicklung durchgemacht. In diesem Zusammenhang möchte ich unserer Nachwuchsabteilung ein Kompliment aussprechen, denn dort wird die Basis dafür geschaffen.
Du wirst auch oft bei den Spielen der KM II gesehen, was möchtest du den Jungs auf ihrem Weg mitgeben?
Die Jungs in unserer zweiten Mannschaft sind mir genauso wichtig und ich möchte bei den Spielen sehen wie sie sich entwickeln. Zudem sollen sie wissen, dass sie ständig im Fokus stehen und beobachtet werden. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei auch mein Co-Trainer und zugleich KMII-Trainer Edvin Merdzic, denn durch ihn spüren sie auch den direkten Draht zur Kampfmannschaft. Zudem gibt er mir sehr wichtige Inputs zu einzelnen Talenten unserer zweiten Mannschaft und ist ein wichtiger „Anker“ für die Jungs.
„Top of the league“ – wie wichtig ist es für dich persönlich Erster zu sein – und was bringt es dem Team?
Es ist eine schöne Momentaufnahme, denn wir haben hart dafür gearbeitet und als eines der ersten Regionalligateams nach dem ersten Lockdown, aber auch in der Sommervorbereitung, zu trainieren begonnen. Deshalb freut es mich für die Mannschaft umso mehr, dass sich die Jungs für ihren Aufwand belohnen konnten. Wir können den aktuellen Tabellenplatz richtig einordnen und haben den Anspruch, sobald es wieder losgeht, dort fortzusetzten wo wir im letzten Spiel gegen Neusiedl, nicht nur ergebnistechnisch, sondern vor allem in Bezug auf unser Positionsspiel, aufgehört haben.
Du bist bereits in sehr jungen Jahren Trainer geworden, aktuell bist du auch an der Profilizenz dran, wo siehst du den Trainer Weinstabl in fünf Jahren?
Die UEFA-Pro-Lizenz bietet mir eine super Möglichkeit mich weiterzuentwickeln und meine Arbeit als Coach zu reflektieren.
In erster Linie zählt für mich das „Hier und Jetzt“, darauf lege ich auch meinen Fokus. Mich damit zu beschäftigen was in ein paar Jahren sein wird, nimmt mir unnötig Energie. Wir haben mittlerweile ein sehr kompetentes Betreuerteam rund um die Mannschaft aufgebaut und vom Zeugwart bis hin zum Videoanalysten viel Dinge professionalisiert. Insofern versuche hier beim Sport-Club gemeinsam mit meinem tollen Team einen guten Job zu machen, alles Weitere wird dann die Zukunft zeigen.
Wird es aus deiner Sicht zum „Re-Start“ der Meisterschaft kommen – geplant ist ja aktuell Anfang Februar – und was braucht es, damit das sportlich und auch aus gesundheitlichen Gründen vertretbar ist?
Ich denke niemand kann sich aufgrund der aktuellen Situation vorstellen, dass wir Anfang Februar mit dem Re-Start gegen die Admira Juniors beginnen. Wir sind jedenfalls auf alle Eventualitäten vorbereitet und haben zwei Vorbereitungspläne ausgearbeitet. Wichtig wäre, mindestens 4-5 Wochen vor dem ersten Pflichtspiel mit dem Training zu beginnen, alles andere ist im Amateurbereich nicht vertretbar. Eine mögliche Idee wäre, auch im Amateurbereich mindestens einmal wöchentlich Schnelltests durchzuführen, um damit mögliche Infektionsherde frühzeitig zu erkennen.
Neben dem Platz an der Tabellenspitze – welche sportlichen Highlights aus dem heurigen Jahr landen in deinem Erinnerungsspeicher? Was möchtest aus 2020 mitnehmen?
Da gibt es einige Höhepunkte, vor allem wenn es um meine Spieler geht. Das Comeback von Jürgen Csandl war ein besonderes Highlight, aber auch der Sieg in Stripfing, den wir Philip Dimov nach seiner schweren Verletzung gewidmet haben. Was mich sehr gefreut hat, ist, dass die Mannschaft in diesem sehr komplizierten Jahr, egal ob im Home-Training, in den Vorbereitungs- oder in den Wettkampfphasen, extrem fokussiert und zielstrebig gearbeitet hat. Diese positive Energie wollen wir auch ins kommende Jahr mitnehmen.
Was wünscht du dir für 2021 – welche Ziele hast du dir und deinem Team gesetzt?
In erster Linie wünsche ich uns allen Gesundheit und eine baldige Rückkehr zur Normalität. Ein großer Wunsch ist zum Beispiel, dass wir bald wieder gemeinsam auf dem Trainingslatz stehen, oder unsere Fans im FLAG gemeinsam über Siege jubeln dürfen.
Mein persönliches Ziel ist, 2021 ein besserer Trainer zu sein als 2020, denn alles andere wäre Stillstand und für mich ein „No Go“.
Als Team haben wir ein klar definiertes Ziel, wir wollen auch nach dem letzten Spieltag ganz vorne stehen.
Danke für das Gespräch und die Zeit, die du dir genommen hast, danke für dein Engagement – komm gut ins neue Jahr, wir freuen uns bald wieder mit dir und deinen Jungs Samba tanzen zu können – in Echt und mit Anstand!